Vorwort: Ich folge meiner liebsten Neigung - mich kurz zu fassen, und dadurch natürlich missverstanden zu werden. Aber warum ist das so? Die Fähigkeit zu schweigen - nichts liebe ich beinahe mehr - dafür bin ich bereit zu leiden: die Welt könnte untergehen und doch .. heisst es denn nicht: Nec tacuisses ..?
Musst Du, verehrter und geneigter Leser dich an das folgende durch gewundene Worte oder Dankeshymnen an Dir Unbekannte heranführen lassen und gewännest dadurch an Einsicht? Ich glaube doch keinesfalls, eher fürchte ich ermüdest Du, wie auch ich, rasch durch weitschweifige Reden, weisst schon bald nicht mehr, wo Dir der "Kop" steht und müsstest eigentlich auf der Hut sein Dich nicht einlullen zu lassen. Das möchte ich freilich nicht, Dich an der Nase herumführen durch Listig-Ablenkendes oder lange Lemmata. Noch weniger verlange ich, dass Du wie ein Stein verharrst, wenn ich Dir eine lange Ahnenreihe an Gelehrten oder mutigen Altvorderen aufliste. Wer möchte gar in dieser Summe ohne Ende am Anfang stehen und mir nicht gleich zurufen, aber da hast Du ja X und Y vergessen, diese beiden müsstest Du zuvörderst nennen, und der wiedererweckte X würde aber sogleich rufen, was mich nennst Du, wo Du doch D und E allein am Anfang erwähnen müsstest, etc, etc. ? Nein, nein .. - ich beginne demnach einfach, wie Du gleich sehen wirst, unumwunden mit einigen Begriffsdefinitionen, wie sie mir gerade eingefallen sind, und aus denen Du, wie mir scheint, Dir alles weitere selbst denken kannst - und belasse es dabei.
Selbstbewusstsein: Ergibt sich aus der Würde des Menschen und ist zunächst unermesslich.
Menschsein: bedeutet einerseits sich seiner "gottgegebenen", d.h. im Prinzip "gegebenen", unumschränkten Souveränität bewusst zu sein, andererseits zu lernen für sich jeweils individuelle Masstäbe zu setzen, die diese Unumschränktheit regulieren oder einhegen, aber auch kanalisieren und zu einem Ziel, bzw. einer Zielmenge führen.
Bedingtheit: Selbstauferlegte, aber als unbedingt erkannte Grundbedingungen, die das Leben als Mensch erst sinnvoll strukturieren und dieses erst - zunächst temporär - ermöglicht. Im einfachsten Fall ist das Leben durch die menschliche Gemeinschaft bedingt, im seelischen und psychischen durch die eigenen Wunschvorstellungen, die eine Kombination aus "Gegebenem", Zufälligem und Erlerntem sind.
Fehlersuche: Aus dem Menschsein ergibt sich einerseits eine nahezu unumschränkte Überlegenheit - aber nicht in Bezug zu anderen Menschen. Demnach muss mit der Fehlersuche immer bei sich selber angefangen werden.
Lügenkonstrukt: Passt man sich an ein System an, bzw. sieht dieses als gegeben an, optimiert man sein Verhalten auf dieses eine System, ohne dieses je hinterfragt zu haben, so ist man im schlimmsten Fall einem (Lügen-)konstrukt aufgesessen - oder im (aller-)schlimmsten Fall ein Betrüger, wenn man das System als falsch erkannt hat, aber trotzdem nicht über es hinausdenkt, bzw. zumindest ein meist gewissenloser bzw. scheinheiliger Opportunist.
Wahrheitssuche: Jedes System muss zunächst - bzw. immer wieder - auf seine Wahrhaftigkeit überprüft werden - sonst wirst Du als Mensch immer weniger, ggf. zuletzt zu einem tierähnlichen Wesen, ohne ein "freies" Tier sein zu können, aber nicht ein freies, selbstbestimmtes Wesen, was eben nur ein Mensch sein kann..